Die Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft und Wissenschaft hat sich nicht zuletzt während der Pandemie von COVID-19 in neuer und brisanter Weise gestellt. Es hat sich gezeigt, dass die Wissenschaft zunehmend mit der Forderung konfrontiert wird, sich an der konkreten Lösung von Problemen und Fragestellungen zu beteiligen. Parallel zu dieser Entwicklung und Intensivierung des Dialogs spüren immer mehr Wissenschaftler*innen die Notwendigkeit, sich dieser Verantwortung bewusst und proaktiv zu stellen und sehen in der Auswahl und Initiierung von Forschungsprojekten die Möglichkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse zu liefern, die für die Bearbeitung gesellschaftlicher Probleme produktiv sein können. Die Diskussion um die Transformation unserer gegenwärtigen Vorstellungen des Zusammenlebens hin zu einer nachhaltigen und ökologischen Gesellschaft ist eine Diskussion, in der der Wunsch nach einer Neubestimmung des Verhältnisses von Gesellschaft und Wissenschaft sichtbar wird. So wurde die These formuliert, dass die anzustrebenden epochalen Veränderungen eine transformative Wissenschaft erfordern. Damit wird eine Wissenschaft assoziiert, die gesellschaftliche Veränderungsprozesse kritisch und unterstützend begleitet, steuert und moderiert (Singer-Brodowski/Holst/Goller 2021; Schneidewind/Singer-Brodowski 2013). Auch wenn sich die Diskussion häufig auf die Klimakrise fokussiert (vgl. z. B. Scientists for future), sind die Ebenen dieser Transformation vielfältiger und mit multiplen Exklusionsrisiken verbunden (Schweizer/Renn 2019). Dies erfordert insbesondere von der Sozialarbeitswissenschaft und -forschung eine Diskussion über die Bedeutung der gesellschaftlichen Verantwortung und des gesellschaftlichen Engagements für Lehre, Forschung und Praxis. Mit dieser Tagung möchten wir die vielschichtigen Fragen, die sich in diesem Zusammenhang ergeben, mit Lehrenden, Studierenden, Forscher*innen und Praktiker*innen diskutieren.
Ort: Evangelische Hochschule Nürnberg, Eingang Roonstr. 27, 90429 Nürnberg
Datum: 07. und 08. März 2025
Inhalte der Fachtagung
Forschung und Partizipation in der Rekonstruktiven Sozialarbeitsforschung: Im Zentrum stehen Fragen der Partizipation im Kontext von Forschungsprozessen: Für wen und mit wem forschen wir? Mit wem haben wir es in der Sozialen Arbeit zu tun? Mit wem könnten wir es zu tun haben? Welche forschungsethischen Überlegungen sind hinsichtlich des Forschens in Krisen- und Katastrophenkontexten bedeutsam? Welche zivilgesellschaftlichen Initiativen, an denen sich vielleicht auch Sozialarbeiter*innen beteiligen oder die Bündnispartner von Sozialarbeiter*innen sein können usw. geraten in den Blick der Forschung?
Beiträge Rekonstruktiver Sozialarbeitsforschung zum Verständnis kollektiver und individueller Krisen und Katastrophen und ihrer Folgen: Forschung generiert Wissen zum Verständnis und zur Bewältigung der vielfältigen globalen Krisen der modernen Gesellschaft. Flucht (auch als Folge von Naturkatastrophen), Kriege und Bürgerkriege, Antisemitismus und Rassismus sind nur einige der (Krisen-)dimensionen, die in ihrer Tiefe und Breite nach Wissen verlangen: Wie hängen kollektive Krisen und Biographien zusammen? Welches Wissen braucht es, um Krisen zu bewältigen? Welches Wissen braucht die Soziale Arbeit, um neuen Herausforderungen produktiv zu begegnen?
Politische Dimension von Sozialarbeitsforschung: Welchen Beitrag können z.B. rekonstruktive Forschungsprojekte in diesem Kontext zur gesellschaftlichen Aufklärung oder zur Selbstaufklärung von Initiativen leisten oder Reflexionsprozesse unter zivilgesellschaftlichen Akteur*innen befördern?
Globale Dimension: Soziale Verantwortung ist auch globale Verantwortung. Es geht darum, den Blick zu weiten und nach Formen qualitativer und Rekonstruktiver Sozialarbeitsforschung in verschiedenen Ländern zu fragen.
Zusammenhang zwischen Wissensgenerierung und Wissensanwendung: Traditionell herrscht in der Sozialarbeitswissenschaft ein Forschungsverständnis vor, in dem Wissen sowohl für die praktische Anwendung als auch für die Fundierung der Disziplin eine Rolle spielt (Sektion Forschung DGSA 2019). Es geht dabei um die Frage, welche Interessen die Enscheidung leiten, bestimmte Themen aufzugreifen und andere zu vernachlässige
Programmkomitee
Prof. Dr. Michael Appel, Evangelische Hochschule Nürnberg
Isabel Fischer, Hochschule Landshut
Prof. Dr. Johannes Kloha, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Prof. Dr. Cosimo Mangione, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Prof. Dr. Christin Schörmann, Professur für Soziale Arbeit an der IU
Prof. Dr. Frank Sowa, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Paula Wittmann, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Yuli Zimen, Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Keynote Speaker
Prof. Dr. Katrin Valentin, Evangelische Hochschule Nürnberg