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IU Magazin - Karriere Unser Interview mit Julia Golombek, Head of Corporate IT bei Porsche Digital

Darum geht's

Julia Golombek ist Head of Corporate IT bei Porsche Digital – sie kennt die Tech-Welt und hat Einblicke in ihren Werdegang und den Alltag in der Digitalbranche gegeben. Außerdem hat sie uns im Interview erzählt, warum und wie Frauen in technischen Berufen zu Macherinnen werden können und sollten. 


Interview | Lesezeit: 5 Min. | 09. Mär 2023, verfasst von Lena Sälzle

„Geradeaus kann man nicht sehr weit kommen.“ – nach diesem Erfolgsmotto lebt Julia. Sie hat ihren Bachelor in Wirtschaftsinformatik an der IU Internationalen Hochschule neben ihrem Vollzeitjob absolviert und ist nun bereits seit sechs Jahren Head of Corporate IT bei Porsche Digital. Sie kennt sich mit dem Thema „Frauen in technischen Berufen“ gut aus und weiß welche Schwierigkeiten es für die immer noch unterpräsentierten Frauen besonders in MINT-Berufen auf dem Arbeitsmarkt gibt. 

Aber wie kann es sein, dass der Frauenanteil in technischen Berufen so niedrig ist? Warum entscheiden sich so wenig Schülerinnen für ein Studium in Mathematik, Informatik oder anderen Naturwissenschaften? Julia hat uns von ihrem spannenden Lebensweg als erfolgreiche Woman in Tech ihrem Fernstudium an der IU und ihrer Einschätzung der Situation von Frauen in technischen Berufen erzählt.  

Liebe Julia, Du hast an der IU Wirtschafts- informatik studiert. Magst Du uns kurz Deinen Lebensweg und Deine Entschei- dung für den Studiengang skizzieren?

Mein Ausbildungsweg war nicht ganz linear. Das Einzige, was sich durchgezogen hat, war meine IT-Ausrichtung. Nach meinem Abitur habe ich ein Studium in Informationstechnologie an der Universität Ulm angefangen, allerdings wegen des fehlenden Praxisbezugs wieder abgebrochen. Ich war schon immer eher eine Macherin als eine Theoretikerin


Stattdessen habe ich dann eine praxisbezogene Ausbildung als IT-Systemkauffrau gemacht und bin danach erst als ERP-Beraterin in Ulm und später als IT-Projektleiterin bei Porsche eingestiegen. In Personalgesprächen wurde mir immer wieder gesagt, dass ich ohne abgeschlossenes Studium an Grenzen in meiner Karriere stoßen werde. Das hat mich dazu motiviert, mein Studium nachzuholen.  


Nach 5 Jahren Arbeitserfahrung wollte ich nicht zurück an eine klassische Uni oder Fachhochschule. Und so habe ich mich dazu entschieden, meinen Bachelor in Wirtschaftsinformatik im Rahmen eines Fernstudiums zu absolvieren. Das Fach war die perfekte Mischung aus Wirtschaft und technischem Anteil, den ich als Generalistin im IT-Umfeld brauche.  


Mit Studienabschluss in der Tasche habe ich mich bei Porsche weiterentwickelt. Seit 2017 bin ich als Head of Corporate IT bei der Tochtergesellschaft Porsche Digital. Hier verantworte ich mit meinem Team die Enterprise IT des Unternehmens. 

Privat liebe ich es zu reisen und neue Flecke der Erde und Kulturen zu entdecken. Das Unbekannte und Vielfältige ist mir in jedem Aspekt meines Lebens wichtig – nicht nur im Job. 

Warum hast Du Dich für ein Fernstudium an der IU Internationalen Hochschule entschieden?

Julia Golombek

Ich habe nach einem Fernstudium gesucht, dass mir maximale Flexibilität bietet, die ich gebraucht habe, um meinen Vollzeitjob und ein Vollzeitstudium unter einen Hut zu bekommen. Die IU Internationale Hochschule hat bereits 2014 einen komplett remote organisierten Lehrplan angeboten (was vor 9 Jahren eine Seltenheit war).  


So war ich an keine Präsenzzeiten gebunden, sondern konnte auch nach Feierabend die Unterrichtsaufzeichnungen anschauen und mich mit Kommilitonen über Foren austauschen. Obwohl ich nie auf dem Campus war, hatte ich alle Informationen, die ich für mein Studium benötigt habe. Dieser Flexibilität war es auch zu verdanken, dass ich mein Fernstudium neben meinem Beruf in der Regelstudienzeit erfolgreich abschließen konnte.   

Foto: Julia Golombek

Was waren die wichtigsten Meilensteine in Deinem beruflichen Lebensweg?

Was mich stark geprägt hat, war meine Ausbildung in einem kleineren Beratungsunternehmen (heute würde man vermutlich Startup sagen) in Ulm. Ich habe einen breiten Einblick in verschiedene Unternehmensprozesse erhalten und dabei früh Verantwortung übernommen. Dadurch konnte ich mich sowohl methodisch als auch persönlich entwickeln. 


Das hat mir bei meinem anschließenden Karriereweg bei Porsche viel gebracht. Innerhalb des Konzerns konnte ich mich so von der Rolle als IT-Koordinatorin über eine Projektleitungsfunktion nun zur Head of Corporate IT steigern. Jede meiner Stationen war dabei spannend und wichtig für meinen beruflichen Lebensweg. 

Wann wusstest Du, dass Dich Dein Karriereweg in die IT-Branche führt? Gab es ein Schlüsselereignis?

Das war mir tatsächlich sehr früh schon klar. Ich habe bereits als kleines Mädchen auf dem C64* meines Vaters gespielt. Als Jugendliche habe ich mir eine eigene Festplatte zum Geburtstag gewünscht anstelle der neusten Designerklamotten. Das Interesse für Technik und vor allem IT war bei mir schon immer vorhanden, sodass es für mich klar war, dass ich auch in diese Branche einsteigen möchte. 


*Der C64 oder Commodore 64 ist ein 8-Bit-Heimcomputer, der im Januar 1982 eingeführt wurde. Er war in den 1980er Jahren sehr beliebt und gilt heute als Computerklassiker.

Was liebst Du besonders an der Digitalbranche?

Das offene Mindset und die gelebte Fehlerkultur. Dadurch kann man schnell Ideen ausprobieren und sie wieder verwerfen, sollten sie nicht funktionieren („Fail-Fast“). So werden gute Ideen nicht durch starre Prozesse oder Denkweisen im Keim erstickt, sondern haben die Möglichkeit zu wachsen und ein Unternehmen zu stärken und voranzubringen. 

Was sind Deine typischen Aufgaben und täglichen Herausforderungen als Head of Corporate IT? Welche Skills braucht man in dieser Position? 

Ich verantworte bei der Porsche Digital die Corporate IT. Das bedeutet mein Team und ich kümmern uns darum, dass unsere Kollegen die bestfunktionierende Infrastruktur, sowie IT-Service- und Governance-Prozesse bereitgestellt bekommen. Und das nicht nur in Deutschland, sondern global an mittlerweile 9 Standorten weltweit. Die wichtigsten Skills, die man dafür braucht, sind Kommunikationsstärke, Organisationstalent und Entscheidungsfreude – zusätzlich hilft es definitiv auch als Führungskraft ein tieferes Verständnis für die IT zu haben. 

Hat sich in diesen 6 Jahren die Teamstruk- tur hinsichtlich Diversität verändert?  Wenn ja, wie und was hat das für Auswir- kungen auf die Unternehmenskultur? 

Als ich vor 6 Jahren bei der Porsche Digital eingestiegen bin, waren wir ca. 15 Mitarbeitende. Die Organisation war noch klein, wodurch ich die Chance hatte, mein Team selbst aussuchen und aufbauen zu können. In der Zwischenzeit agieren wir global und mein Team arbeitet nicht mehr nur aus Deutschland, sondern ist international aufgestellt. So habe ich Team-Mitglieder, die mich aus Kroatien und Spanien unterstützen. Das macht es sehr divers und spannend. 

Was begeistert Dich an Deinem Job besonders?

Der Gestaltungsspielraum und damit die Möglichkeit, innovative Ideen umzusetzen. Als ich vor 6 Jahren bei der Porsche Digital gestartet bin, waren wir eine Handvoll Mitarbeiter und wir saßen alle in einem kleinen Büro an 4 Projekttischen zusammen. Die IT bestand grob aus 4 Macbooks und ein bisschen Zubehör, das ich in einem Spind fand. Aber 6 Jahre später haben wir 9 Standorte mit mehreren Hundert Kollegen. Ich und mein Team haben unsere IT-Landschaft auf Cloud-Systemen aufgebaut, unsere Prozesse professionalisiert und arbeiten in internationalen Produktteams agil zusammen.  


Es war eine große Herausforderung, Corporate IT auf der grünen Wiese aufzubauen. Aber auch nach 6 Jahren bleibt jeder Tag spannend. Man wächst mit seinen Aufgaben und die wachsen hier jeden Tag.  

Du fühlst Dich von Julias Erfolgsgeschichte inspiriert?

Dann starte als Frau in die Tech-Welt! Wie genau Dein Weg aussieht, entscheidest nur Du: Soll es Studium oder Ausbildung werden? Möchtest Du vielleicht Programmierer:in werden? Deine Möglichkeiten nach dem Abi, aber auch darüber hinaus, sind endlos – und noch dazu kannst Du Dich als Frau für spezielle Förderungen und Stipendien bewerben. 


Mit unserer „Women in Tech“-Initiative bieten wir Dir übrigens regelmäßig spannende Infoveranstaltungen mit echten IU-Professorinnen und zu Deinen vielen verschiedenen Karriereoptionen an. Wenn Du bereits bist, mit einem Studium durchzustarten, bieten wir Dir an der IU viele verschiedene MINT-Studiengänge, die Dich auf den richtigen Weg zu Berufen mit Zukunft bringen. Werde eine Macherin als Frau in technischen Berufen und erobere die IT-Welt! 

Als IU setzen wir uns stark dafür ein, mehr Frauen für die IT zu gewinnen. Du kämpfst auch für mehr Women in Tech. Wie machst du das? Wirst Du dabei Unternehmen seitens unterstützt? 

Hier sehe ich mehrere Aspekte, ich gehe auf die zwei wichtigsten ein. Zum einen ist es wichtig, Mädchen schon früh für Technik und IT zu begeistern. Die Entscheidung, welchen Beruf man ergreifen möchte, fällt man bereits als Jugendliche in der Schule. Deshalb sollten Mädchen schon in der Schulzeit mit IT in Berührung kommen und Rolemodels kennenlernen, damit sie sich selbst mit diesem Beruf identifizieren können. Über den jährlichen „Girls’ Day“* habe ich die Möglichkeit, Schülerinnen meinen Job und IT näher zu bringen und so für die IT-Branche zu begeistern. 


Der Girls’Day ist ein Aktionstag, der jedes Jahr Mädchen und Frauen für technische Berufe und Studienfächer begeistern soll. Besonders betrifft das die Bereiche, in denen der Frauenanteil unter 40% liegt wie z. B. IT, Mathematik oder Naturwissenschaften. 


Zum anderen sehe ich immer noch, dass es zu wenig Frauen in IT-Berufen gibt – vor allem im Automotive Sektor. Daher ist es umso wichtiger, dass diese Frauen sich gegenseitig „empowern“. Hierzu bin ich aktiv in diversen Frauennetzwerken, um so IT:lerinnen und Interessierte zusammenzubringen. Aus diesen Treffen resultieren großartige Gespräche und Anregungen. 

Wo siehst Du Hürden für Frauen in der IT-Branche und was empfiehlst Du interessierten Frauen?

Ich denke, den meisten Frauen ist das volle und interessante Spektrum der IT-Branche nicht bekannt. Viele denken bei dem Beruf „IT“ immer noch an Programmierer oder Netzwerktechniker. Die vielen vielseitigen Varianten, wie z.B. Product Owner, Test- oder Service-Manager sind kaum geläufig. 


Interessierten Frauen kann ich nur sagen: Traut euch, euch auf eine Stelle zu bewerben, die auch nur 60% zu euch passt! Meiner Meinung nach sind Motivation und Potential wichtiger als Hard-Skills. Wenn man IT interessiert ist, kann man sich alles andere aneignen. 

Als studierte Kulturwirtschaftlerin brenne ich für interkulturelle Kommunikation und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge. In meiner Funktion als Referentin Public Affairs setze ich mich an der IU für gesellschaftliche Themen ein und kämpfe mit der Initiative Women in tech für mehr Parität in der IT. Die zahlreichen Gespräche mit den Frauen aus der IT-Branche begeistern mich besonders. Mein persönliches Fazit: Jeder Weg ist möglich. Oft gehört nur etwas Mut dazu.
Lena Sälzle

Lena Sälzle

Referentin Public Affairs an der IU Internationale Hochschule

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